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Kardinal Meisner 2005

Dr. Wolfgang Klein


 

Josef Kardinal Meisner 2005

Zum Epiphaniasfest am 06. Januar 2005 hat Josef Kardinal Meisner im Kölner Dom eine Predigt gehalten, die einen Sturm im Blätterwald und auf den Bildröhren entfachte. Unter der Überschrift Kardinal Meisner vergleicht Abtreibungen mit Hitlers Verbrechen veröffentlichte Der Spiegel online am  07. Januar 2005 im Internet folgende Texte : “Der Kölner Kardinal Meisner hat in seiner Dreikönigspredigt Abtreibungen mit den Verbrechen von Hitler und Stalin verglichen. Der Zentralrat der Juden reagierte mit Empörung auf die Rede Meisners.  .......   Nach Ansicht des Zentralrats der Juden in Deutschland hat Meisner mit der Gleichsetzung von NS-Völkermord und heutiger Abtreibung Millionen Holocaust-Opfer beleidigt”. Meisner muss sich unverzüglich von diesem unzulässigen Vergleich distanzieren, forderte Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats. Ein Bischof habe eine Vorbildfunktion, sagte (Paul) Spiegel. "Was soll man von der Jugend erwarten, wenn ein katholischer Würdenträger auf diese Weise und ungestraft den millionenfachen Mord an Juden relativieren kann", kritisierte der Zentralratspräsident den Kardinal. Personen des öffentlichen Lebens hätten auf Grund solcher Äußerungen schon von ihren Ämtern zurücktreten müssen. Bei allem Verständnis für die moralische Empörung des Kardinals in der Frage der Abtreibung ist laut (Paul) Spiegel "der direkte Vergleich mit dem systematischen und fabrikmäßigen Massenmord der Nazis unzulässig und im höchsten Maße empörend". Soweit Der Spiegel online.

“Kardinal Meisner vergleicht Abtreibungen mit NS-Völkermord” hieß es am gleichen Tage im Tagesspiegel. Wort- und sinngleiche Meldungen fanden sich in zahlreichen Printmedien und wurden auch über die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten verbreitet. Die nordrhein- westfälische FDP nannte Meisners Worte «eine schlimme Entgleisung». FDP-Generalsekretär Christian Lindner kritisierte, dass die Kirche Trost und Halt spenden sollte, wenn sich Frauen in einer individuellen Notlage dazu entschließen, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen                                                                      (Quelle:.http://www.tagesspiegel.de/tso/aktuell/artikel.asp?TextID= 45712#).

Paul Spiegel drohte dem Kardinal mit strafrechtlichen Konsequenzen und Entfernung aus dem Amt. Der Kölner Ratsherr Claus Ludwig und eine linke Gruppierung namens “Gemeinsam gegen Sozialraub” erstatteten Strafantrag wegen Volksverhetzung oder/und Beleidigung gegen den Kardinal.

Den Wortlaut der Predigt des Kardinals fand man hingegen zunächst nicht. Die beanstandete Textstelle lautet:

“Es ist bezeichnend: Wo der Mensch sich nicht relativieren und ein- grenzen lässt, dort verfehlt er sich immer am Leben: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem (Unterstreichung W. Klein) Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht. Abtreibung und Euthanasie heißen die Folgen dieses anmaßenden Aufbegehrens gegenüber Gott. Das sind nicht soziale Probleme, sondern theologische. Hier kommt das erste Gebot ins Spiel: "Du sollst keine fremden Götter neben mir haben", d.h. du sollst dich nicht selbst zum Gott machen, der sich Verfügungsrecht über seinen eigenen Leib und über das Leben anderer anmaßt.”

Unter dem Titel Meisner: es tut mir leid veröffentlichte die FAZ eine dpa-Meldung vom 09.01.05 folgenden Wortlauts: “Der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner hat seinen Vergleich von Abtreibungen mit den Verbrechen Hitlers und Stalins bedauert. Meisner sagte am Samstag, wenn er geahnt hätte, daß sein Verweis auf Hitler mißverstanden werden könnte, hätte er ihn unterlassen. “Es tut mir leid, daß es dazu gekommen ist”, sagte Meisner”. --- Das Presseamt des Erzbistums Köln hatte bereits am 08.01.2005 mitgeteilt, der Kardinal werde in der Dokumentation seiner Predigt den Hinweis auf Hitler tilgen lassen. Die Aussageabsicht des Textes werde dadurch nicht verändert, nämlich: Wo der Mensch sich selbst zu Gott mache, dort verfehle er sich am Leben.

In den darauf folgenden Tagen erschien eine Fülle von Leserbriefen auf hohem und höchsten Niveau, die – soweit der Verfasser sie einsehen konnte – sich ausnahmslos gegen die an Kardinal Meisner geübte Kritik wandten. Einer, der eine umfassende Analyse des Vorgangs enthält, sei stellvertretend für viele im vollen Wortlaut mit freundlicher Genehmigung des Verfassers wiedergegeben. Unter der Überschrift Meisner im Zerrspiegel schreibt Dr. Andreas Püttmann in der FAZ vom 14.01.2005: “Kardinal Meisner hat ein anmaßendes Aufbegehren des Menschen gegen Gott angeprangert und als dessen soziale Folge die Anmaßung einer Verfügungsgewalt über das Leben anderer. Dafür nennt er verschiedene Beispiele: Den Kindermord Herodes', die massenmörderischen Regime Hitlers und Stalins, die massenhafte Tötung heranwachsender Kinder im Mutterleib. Aus dieser Aufzählung - in welcher übrigens der Holocaust gar nicht speziell thematisiert wird - konstruiert Paul Spiegel einen “Vergleich" im Sinne von Gleichsetzung. Dies ist intellektuell unsauber und moralisch unlauter. Tatsächlich behauptet der Kardinal keine Egalität seiner Beispiele in Methode, Umfang oder Motiv des Verbrechens. Selbstverständlich kann der planvolle, von staatlichen Autoritäten bürokratisch und quasi industriell ins Werk gesetzte Völkermord an den Juden nicht gleichgesetzt werden mit der Tötung ungeborener Kinder durch ihre oftmals finanziell, sozial oder psychisch in Konflikte geratenen Mütter, denen niedere Beweggründe im strafrechtlichen Sinne des Mordes (Unterstreichung W. Klein) nicht unterstellt werden dürfen, auch wenn der Tötungsakt objektiv fast immer (außer bei Lebensgefahr für die Mutter) als unmoralisch zu qualifizieren ist. Logisches Verbindungsglied von Meisners Aufzählung ist jedoch das - unbestreitbare - Faktum der Massentötung und seine anthropologische Deutung, welche dem inkriminierten Zitat unmittelbar vorausgeht: “Wo der Mensch sich nicht relativieren oder eingrenzen läßt, dort verfehlt er sich immer am Le- ben." Dieser auch außerhalb des religiösen Horizontes plausible Gedanke ist Meisners tertium comparationis. Ob die Motive nun Machtgier, Rassismus, Kollektivismus oder Hedonismus heißen; ob die Opfer nun Juden oder Kulaken, Erwachsene oder Kinder, geborene oder ungeborene sind; ob die Opferzahl in die Tausende oder gar Millionen geht, ob die Vernichtung nun chemisch oder mechanisch, politisch-konzeptionell oder massenhaft individuell ins Werk gesetzt wird - für die Opfer ist das Ergebnis das gleiche: Ihre nackte Existenz wird vernichtet. Der Kardinal prangert dies für alle genannten Beispiele an. Er beklagt damit auch die Opfer der Shoa. Worin soll nun die “Beleidigung" dieser Opfer bestehen? Wie läßt sich dieser schwere Vorwurf begründen? Spiegels Verdikt hat nur dann Sinn, wenn er Abtreibung nicht als Tötung eines Menschen betrachtet, sondern als Beseitigung bloß “werdenden" oder minderwertigen Lebens. Nur unter dieser Prämisse wäre seine Empörung rational nachvollziehbar. Allerdings teilt der Kardinal diese Prämisse nicht. Soviel Toleranz müßte der Zentralratsvorsitzende schon aufbringen, daß er einem katholischen Bischof zubilligt, die Abtreibung grundsätzlich als schwere Sünde, ja “verabscheuungswürdiges Verbrechen" (Zweites Vatikanisches Konzil) zu bezeichnen. Er muß diese Auffassung nicht teilen, wohl aber bei der Deutung von Meisners Aussage beachten. Die Kirche hat das Humanum auch dort zu beschützen, wo sie vielen Zeitgenossen damit Ärgernis gibt und einer reflexgesteuerten Fernsehgesellschaft als nicht mehr “zeitgemäß" erscheint - wie schon im “Dritten Reich", als auch Tausende von katholischen Priestern und Laien ins KZ verschleppt und ermordet wurden. Es ist besorgniserregend und grotesk, daß heute ein unbequemer Streiter für das Existenzrecht jedes Menschen ausgerechnet vom Sprecher der Juden in Deutschland kriminalisiert wird. (Paul) Spiegel sollte sich an anderen, wirklichen Gegnern abarbeiten, sonst könnte er natürliche Verbündete in den heraufziehenden kulturellen Konflikten in Deutschland und der Welt demoralisieren” (Dr. Andreas Püttmann, Dinslaken Zum Artikel “Meisner hat Opfer beleidigt" (F.A.Z. vom 8. Januar). Dem ist wenig hinzuzufügen.

Am 28.01.2005 gab die Kölner Staatsanwaltschaft  bekannt, daß es keine Anhaltspunkte für Volksverhetzung oder Beleidigung gebe. Damit werden die Anzeigen des Kölner Ratsherren Claus Ludwig und der Gruppierung "Gemeinsam gegen Sozialraub" gegen Kardinal Meisner “zurückgelegt” (Quelle u.a. http://www.kath.net/detail.php?id=9573).

Mit Schreiben vom 13.01.2005 an den Generalstaatsanwalt in Köln hat der Euskirchener Rechtsanwalt Leo Lennartz, der beim Bundesparteitag der CDU am 01.12.2003 die Rechtsmängel beim Vorgehen gegen den Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann scharf gerügt hatte, Strafantrag gegen den Zentralratsvorsitzenden Paul Spiegel wegen Nötigung und vorsätzlicher Falschverdächtigung Kardinal Meisners ( § 164 StGB) gestellt (Quelle: http://www.babycaust.de/spiegel/anzeige.htm ).

Seinerzeit ist es in der Angelegenheit verdächtig schnell verdächtig still geworden!! Deshalb vorläufig (2005) abschließend einige Anmerkungen, (von denen ich im Jahre 2007 allerdings feststellen muß, daß sie weder vorläufig noch abschließend waren):

1. Im Predigttext des Kardinals stehen vor den Namen Hitlers und Stalins die beiden Worte “unter anderem”. Das ist offenbar niemandem so recht aufgefallen, könnte man doch die Reihe der zitierten Massenmörder verlängern und kontinuierlich bis in die Gegenwart ergänzen.

2. Daß der Generalsekretär der nordrhein-westfälischen FDP, Christian Lindner (wie viele andere auch, inklusive Hertha Däumler-Gmelin, weiland Bundesjustizministerin) von einem “legalen Schwanger- schaftsabbruch” spricht, ist erschreckend, weil die Abtreibung nach wie vor eine Straftat ist, die nicht dadurch “legal” wird, daß der Staat nach Ausstellung des Beratungsscheins auf die Strafverfolgung verzichtet. Welche Deformierung des Unrechtsbewußtseins offenbart sich da !!

3. Das Presseamt des Erzbistums Köln veröffentlichte die an seine Kritiker gerichtete Antwort Kardinal Meisners wie folgt: “Wenn ich geahnt hätte, dass mein Verweis auf Hitler missverstanden hätte werden können, hätte ich seine Erwähnung unterlassen. Es tut mir leid, dass es dazu gekommen ist” (Quelle: u.a. http://www.babycaust.de/spiegel/ auswahl.htm). Die Antwort ist so höflich, gelassen, diplomatisch und überlegen formuliert, daß zweifelhaft erscheint, ob die Adressaten ihren Inhalt erkennen und verstehen. Deshalb im Klartext: Mit soviel Dämlichkeit und/oder Niedertracht brauchten weder seine Eminenz  noch sonst wer zu rechnen. Wo kämen wir hin, wenn man das müßte ?!

4. Die 10 Gebote wurden mit anderen Gesetzen dem Mose am Berg Horeb = Sinai von Gott mit der Weisung offenbart, sie als Bestandteil des zwischen Gott und dem Volk Israel geschlossenen Bundes diesem zu verkündigen ( 2. Buch  Mose, Kapitel 20 und 5. Buch Mose,  Kapitel   5). Sie sind ebenso Bestandteil der als Thora bezeichneten jüdischen Gesetzessammlung und basaler Bestandteil des mosaischen Glaubens wie Bestandteil der Christlichen Bibel und basaler Bestandteil des christlichen Glaubens (Quellen u.a.: Meyers enzyklopädische Lexikon Band. 23, Seite 445; dtv-Lexikon “Die Bibel und ihre Welt” Bd. 3 Seite 555).  Hierzu gehört auch das von den Christen als 5. Gebot bezeichnete “Du sollt nicht töten” ( 2. Buch Mose Kap. 20 Vers 13 und  5. Buch Mose Kap. 5 Vers 17) und das “Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen nächsten” (2. Buch Mose Kap. 20 Vers 16 und 5. Buch Mose Kap. 5 Vers 20). Offenbar muß die Beachtung seiner eigenen Glaubensvorschriften gegenüber dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland eingefordert werden !!

5. Moishe Arye Friedman (Wien) zu den Aussagen von Kardinal Meisner über Abtreibung, Stalin und Hitler: “Als Oberrabbiner der streng- gläubigen orthodoxen antizionistischen jüdischen Gemeinde Wiens und Rabbiner mit jahrhundertealten Wurzeln in Deutschland bin ich sehr berührt über die von Kardinal Meisner in seinen Feiertagspredigten geäußerten historischen und theologischen Wahrheiten und seinen Mut, diese mit festen Worten zu äußern. ...................... Andererseits bin ich sehr empört und entsetzt über die verbalen Angriffe gegen Kardinal Meisner und alle Deutschen anläßlich seiner Predigt zum Dreikönigstag. Dazu möchte ich folgendes klarstellen: Die, die den sogenannten Holocaust herbeigeführt haben, waren gerade die Gottlosen, weshalb es besonders wichtig ist, den Gottesbezug in der europäischen Verfassung einzubinden. Heute scheint sich aber fast niemand mehr ernsthaft um die Lehren aus den Verbrechen der Vergangenheit zu kümmern. Bolschewismus und Stalin, der viel mehr unschuldige Menschen und Juden umgebracht hat als Hitler im Zweiten Weltkrieg, scheinen fast vergessen, wohl weil sich diese Verbrechen nur schlecht instrumentalisieren lassen, .......................  . Auf die problematischen Teile der deutschen Vergangenheit sollte auch nicht nur zu zwielichtigen Zwecken hingewiesen werden, sondern um daraus das Richtige zu lernen, die rechten Schlüsse zu ziehen .......... .  Die heutige feierliche Propaganda zielt aber auf eine Erniedrigung des deutschen Volkes und bewirkt so das Gegenteil des eben Gesagten - mit katastrophalen Konsequenzen” (Quelle: http://www.kath.net/ printable.php)

W.K. 2005/2007

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