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Zur Person

Dr. Wolfgang Klein


 

 

Zur Person

Geb. 30.07.1928 in Berlin, sogenanntes "Einzelkind". Mein Vater war angestellter Bankkaufmann bei der Deutschen Bank, meine Mutter Hausfrau mit geringfügiger, gelegentlicher, zu Hause ausgeübter kaufmännischer Nebentätigkeit im Geschäft von Freunden. Wir wohnten ab 1931 in der neu errichteten Großsiedlung der Gemeinnützigen Wohnungsbau AG Groß-Berlin (GEWOBAG) in Haselhorst, einem Ortsteil des Verwaltungsbezirks Spandau von Berlin. Meinen Eltern, die eine sehr glückliche Ehe führten, verdanke ich eine wunderbar unbeschwerte Kindheit. Zu meinen frühesten Erinnerungen gehört ihre Sorge um den Arbeitsplatz des Vaters. Von Ostern 1935 bis Ostern 1939 besuchte ich die 13. Volksschule in Berlin-Haselhorst, vier Jahre hindurch begleitet und unterrichtet von ein und demselben Lehrer, der in der Klasse mit 52 Schülern ein strenges Regiment führte. Ordnungsprobleme gab es nicht. Wie damals üblich erteilte er den Unterricht, den er morgens mit einem Gebet und einem geistlichen Lied begann, in allen Fächern, auch in Religion. Hier lasen wir, nachdem des Lesens kundig geworden, in allen 4 Evangelien und die komplette Apostelgeschichte. Der Mann war Mitglied der NSDAP und des NS-Kraftfahrtkorps, für Spätgeborene eine wahrscheinlich kaum vorstellbare Konstellation.

Ab Ostern 1939 besuchte ich die Freiherr vom Stein Oberschule für Jungen in Berlin-Spandau. Von September bis zum Ende des Jahres 1943 verschlug es mich im Zuge der wegen der Luftangriffe erfolgenden Evakuierung Berlins nach Kalisch im Wartheland. Meine Mutter verblieb dort, als ich im Januar 1944 wegen der Einberufung als Luftwaffenhelfer nach Berlin zurückkehrte. Meinen Vater, der inzwischen längst Soldat war, habe ich gelegentlich eines Kurzurlaubs in den Pfingsttagen 1944 zum letzten Mal gesehen.

Januar 1944 bis Dezember 1944 Luftwaffenhelfer. Einsatz 1. Flak-Division im Raum Berlin. Flakkampfabzeichen. Zu Weihnachten 1944 nach Kalisch zurückgekehrt konnte ich ab dem 19. Januar 1945 gerade eben noch meiner Mutter bei der Flucht vor der heranrückenden Roten Armee behilflich sein, um kurz danach (7. Februar 1945) zum Reichsarbeitsdienst einberufen zu werden. Von dort unmittelbare Überführung in die Deutsche Wehrmacht, Waffengattung Infanterie. Mit knapper Not und viel Glück der russischen Kriegsgefangenschaft entgangen. Statt dessen englische Kriegsgefangenschaft. Entlassung bereits im Juni 1945, da Verwandte in der damaligen britischen Besatzungszone. Tätigkeit als Land- und Forstarbeiter daselbst.

Mein Vater hatte im März 1945 als Kurier seiner Wehrmachtseinheit einen LKW aus Berlin abzuholen und bei dieser Gelegenheit meine Mutter mit Einverständnis seines Kompaniechefs mitgenommen. Die Einheit wurde nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in den ersten Maitagen 1945 im Raum Wien von amerikanischen Truppen entwaffnet und die ihr angehörenden Soldaten mit ordnungsgemäßer   Dokumentation im Soldbuch entlassen. In der sicheren Überzeugung, den Krieg überlebt zu haben, machten sich meine Eltern zu Fuß auf den Weg nach Deutschland. In Sulzbach an der Donau (bei Regensburg) wurde mein Vater mit vielen anderen, auch ortsansässigen Männern, von amerikanischen Armeeangehörigen ohne Angabe von Gründen inhaftiert (bei durch Kapitulation eingetretenem Waffenstillstand !!) und abtransportiert und - wie sich später herausstellte -    mit wahrscheinlich  800.000 Leidensgenossen an die Sowjetunion überstellt. Er ist nicht heimgekehrt. Meine Mutter hat das nie verwunden.

Von alledem wußte ich nichts, bis meine Mutter am 8. August 1945 bei unseren Verwandten in der britischen Besatzungszone eintraf. Sie hatte sich dorthin durchgeschlagen in der Überlegung, daß ich, wenn ich den Krieg überlebt hätte, mich dort aufhalten könnte, da die letzte Nachricht, die sie von mir erhalten hatte, aus dem Raum Delmenhorst stammte. Trotz Reifevermerks (den meine Mutter im Dez. 1944 für mich in Empfang genommen hatte und von dessen Existenz und Bedeutung ich zunächst gar nichts wußte) erster Schulbesuch in Soltau, Lüneburger Heide Dezember 1945.

Januar 1946 Rückkehr nach Berlin. Erneuter Schulbesuch Freiherr vom Stein Schule in Spandau. Ich wollte ein richtiges Abitur machen. Am 27.06.1947 Abitur ( prämiert von einem unbekannten Sponsor als eines der 5 besten des Bezirks ). Ich hatte seit 1943 die feste Absicht, Arzt zu werden. Einen Studienplatz erhielt ich damit jedoch nicht. Zum einen gab es einen von den alliierten Siegermächten verordneten Numerus clausus, und die vorhandenen Plätze wurden an der im sowjetischen Sektor gelegenen Berliner Humboldt- Universität nur an Bewerber vergeben, die einer  kommunistischen Organisation angehörten oder zumindest nahestanden. Deshalb:

Vom 01.10.1947 bis 28.02.1948 Krankenpflegeschüler im Städtischen Krankenhaus Berlin-Spandau. Vom 01.03.1948 bis 30.09.1948 Famulus im nullten Semester Chir. Abtlg. des  gleichen Krankenhauses. September 1948 erste Appendektomie (Blinddarmoperation) unter Assistenz des Oberarztes. Der Chirurgie gehörte von Anfang an meine große Neigung. 01.10.1948 bis 15. 04.1949 Famulus im nullten Semester 1. Mediz. Klinik der Charite. Mit dieser "Vorausbildung" war es mir möglich, die Aufnahmeprüfung an der inzwischen neu gegründeten Freien Universität Berlin zu bestehen. Vom Sommersemester 1949 bis zum Wintersemester 1955/1956 Studium der Human-Medizin an der FU Berlin. Staatsexamen beendet am 19.12.1955, Durchschnittsnote 1,3. Famulaturen während des Studiums: 7 Monate Chirurgie, 2 Monate Innere Medizin, 1 Monat Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Promotion cum laude 1956 mit der an der Chirurgischen Abteilung des Städt. Krankenhauses Berlin- Spandau angefertigten Arbeit "Über Störungen der Darmfunktion bei Hirnerschütterung".

Als Pflichtassistenzarzt (15 Monate nach Staatsexamen) und Assistenzarzt war ich in der Zeit vom 15.02.1956 bis zum 30.06.1964 insgesamt tätig in den Fächern Pathologie (2 Jahre), Geburtshilfe und Frauenheilkunde ( 1/2 Jahr), Chirurgie (2 1/2 Jahre) und Innere Medizin (3 1/4 Jahre). Endgültiger Wechsel in die Innere Medizin erfolgte schweren Herzens wegen der schlechten Berufsaussichten für Chirurgen mit der Absicht, das Krankenhaus nach Facharztanerkennung zu verlassen. Ich wollte eigentlich nie Internist werden und schon gar nicht Diabetologe.

Es folgten 11 1/2 Jahre Tätigkeit als Oberarzt und 17 1/2 Jahre als Chefarzt in der Inneren Medizin am Städtischen Krankenhaus(-betrieb, wie er inzwischen hieß) Berlin-Spandau. Seit 01.08.1993 bin ich Ruheständler.

Wissenschaftliche Tätigkeit: Mehr als 50 Publikationen und über 100 wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Vorträge. Ferner gibt es eine größere Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungen und einige Beobachtungen, die nicht publiziert wurden. 3 Mitarbeiter der Abteilung haben ihre Inaugural- Dissertationen zur Erlangung der Doktorwürde unter meiner Aufsicht an der von mir geleiteten Abteilung angefertigt. In folgenden wissenschaftlichen Fachgesellschaften war ich und bin ich z. T. noch Mitglied: Berliner Medizinische Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für internistische Intensivmedizin, Deutsche Diabetes-Gesellschaft, Europäische Diabetes- Gesellschaft, Gründungsmitglied der Norddeutschen Diabetes-Gesellschaft.

Familie: Eheschließung 18.01.1958, immer noch mit der selben Frau verheiratet **. Töchter  Jahrgang 1962 (Dipl. Ing. agr., Dr. agr.), 1964 (Dipl. Ing. agr.),  1968 (Dipl. Geographin). Schwiegersöhne: zu 1: Dr. Ing. (Flugzeugbau), zu 2. Dipl. Ing. agr. (Gartenbau), zu 3. Prof. Dr. rer.nat. (Physische Geographie, Klimatologie). 5 Enkel.    

Die große Liebe: Musik. Ab dem 6. Lebensjahr Violinunterricht bis etwa zum 12. Lebensjahr, widerwillig, unernst, faul.  Ab 1946 ernsthaft und fleißig. Bis 1952 bei dem Spandauer Lehrer Fritz Miericke, früher Violinist am damaligen Deutschen Opernhaus. Von 1953 bis 1958 bei Petrescu Voicu in Berlin. 1949 ernsthafte Überlegung, Musik zu studieren, wenn kein Studienplatz in Medizin. Viel Kammermusik mit ungewöhnlichen Möglichkeiten durch Patienten (Berliner Philharmoniker, Radio-Symphonieorchester Berlin, Orchester des Theaters des Westens).

Wahrnehmung Staatsbürgerlicher Pflichten: Mehrere Jahre lang Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats einer gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft. 15 Jahre Personalratsmitglied, überwiegend als Schriftführer und Vorsitzender. Gesetzeskonforme Wahrnehmung der Personalvertretung bedeutete viel Konfrontation mit der jeweiligen Dienststelle die sich keineswegs immer gesetzeskonform verhielt. 1958 bis 1961 Vorstandmitglied im Bund der Berl. Ass. Ärzte (BBA), Landesverband Berlin des Marburger Bundes. Viele Auseinandersetzungen um die Abwendung exemplarischer Benachteiligungen der Krankenhausärzte bei den Beratungen zum Bundesangestelltentarifvertrag (BAT), z.B. Arbeitszeit von 60 Wochenstunden statt 48 Wochenstunden wie der Rest der Angestellten, erstmalige Bezahlung von Bereitschaftsdienst, Einführung der bezahlten Rufbereitschaft und vieles andere mehr. Bescheidene kommunalpolitische Tätigkeit in der CDU, der ich 1956 beitrat, weil ich meinte, es sei nicht genug, sich auf die Ausübung des aktiven Wahlrechts zu beschränken.

In einem ereignisreichen Leben sind mir viele Menschen begegnet, die mich gefördert und geprägt haben. Hierfür bin ich dankbar. Von den Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnissen möchte ich weitergeben, so viel wie möglich an möglichst viele.

W. K.

** Nachtrag: Meine Frau ist am 18.01.2010 verstorben. Wir waren auf den Tag genau 52 Jahre verheiratet.

 

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