Meinungsfreiheit, Redefreiheit, Freiheit, Zensur
Die in "" eingeschlossenen Texte sind wörtliche Zitate aus den folgenden Artikeln.
FAZ vom 19.10.2018 Thomas Thiel "Insulaner":
"Was ist geschehen? Der Siegener Philosophieprofessor Dieter Schönecker hat den Sozialdemokraten Thilo Sarrazin und den AfD-Kulturpolitiker Marc Jongen zu einem Seminar über Meinungsfreiheit an der Universität geladen. Er verband diese Einladung, wie er mitteilt, nicht mit der Absicht, die AfD zu wählen, der er sich politisch nicht nahe fühle. Das scheint allerdings etwas zu sein, was sich der Siegener Rektor Holger Burckhart und der Dekan der Philosophischen Fakultät, Niels Werber, absolut nicht vorstellen können. Sie haben Schönecker die Universitätsmittel für das Seminar gestrichen und sich ausdrücklich von der Einladung distanziert".
FAZ vom 09.11.2018 Leserbrief des Dekans der Philosophischen Fakultät Niels Werber mit dem Titel "Ein offener Diskurs hätte hier sehr wohl einen Platz":
"Der Glosse" (von ThomasThiel) "ist nicht zu entnehmen, dass es sich beim Seminar von Herrn Schönecker um grundständige Lehre in den Lehramts- und Masterstudiengängen handelt. In dieses Seminar bittet er, wie er selbst im Vorlesungsverzeichnis schreibt, "konservative oder rechte Denker" - und zwar "dezidiert" und alternativlos. Vertreter anderer Positionen werden nicht teilnehmen".
FAZ vom 07.11.2018 Dieter Schönecker "Bald werden wir sein ein Gespräch":
"Übrigens habe ich ein gutes Dutzend Personen aus dem linken Spektrum eingeladen, auch von meiner Universität. Mit einer Ausnahme kamen nur Absagen, oft explizit mit Verweis auf Sarrazin und Jongen. Später habe ich auch alle professoralen Mitglieder des Fakultätsrates sowie die Mitglieder des Dekanats eingeladen, einen Vortrag zu halten, nachdem ein Redner abgesagt hatte. Es gab keine Reaktion".
"Sarrazin war Gegenstand einer hitzigen Debatte über Meinungsfreiheit. Das macht ihn interessant für Fragen der praktischen Urteilskraft. Jongen ist promovierter Philosoph und Politiker, eine für den Gegenstand reizvolle Personalunion. Muss man deswegen mit ihnen an einer Universität reden? Man muss nicht. Aber man darf". Es ist "inkonsistent, universitäre Vorträge von Rechten zu verhindern, die von Linken aber nicht."
"An meiner Universität hat es jahrelang ein von der Rosa-Luxemburg-Stiftung finanziertes Graduiertenkolleg gegeben. Vor kurzem war Sahra Wagenknecht, deren Positionen für einen Liberalen nicht weniger extrem sind als die Jongens für eine Universalistin, zu einem Vortrag bei uns eingeladen. Sicher darf man sie einladen, aber dann auch Jongen. Die Redefreiheit wird von denen selbst in Anspruch genommen, die sie anderen streitig machen. Darin steckt ein Widerspruch."
"Wer ein akademisches Klima schafft, aus dem heraus ein Kollege mir eine "letzte Warnung" zukommen lässt, der macht es fast unmöglich, sich ohne Schere im Kopf im akademischen Umfeld zu bewegen - und ohne die Sorge, für alle Zeiten bei Bewerbungsverfahren und Drittmittelanträgen schon in der ersten Runde zu scheitern."
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Für mich ist ein Vorgang der dargestellten Art, wie er uns in anderen Zusammenhängen, an anderen Schauplätzen und mit den verschiedensten Beteiligten erschreckend häufig begegnet, kaum noch verhohlene Zensur. Artikel 5 GG: Eine Zensur findet nicht statt ???
Ich danke der FAZ für die Darstellung dieser bedrückenden Angelegenheit und Herrn Prof. Schönecker für seinen brillianten Artikel.
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